Mittwoch, 18. November 2009

Handwerk hat goldenen Boden

Aus dem Bautagebuch von Dr. E. Gral

Der erste Installateur:

Die erste Kontaktaufnahme findet direkt im Geschäft statt. Eine unfreundliche Frau notiert gewissenhaft meinen Namen und meine Telefonnummer. Ein Techniker würde sich mit mir in Verbindung setzen.

Nachdem ich zwei Wochen auf einen Anruf gewartet habe, rufe ich an und erzähle einer anderen Dame, dass ich den Installateur, den Elektriker und den SAT-Techniker brauche und ob jemand kommen könne, sodass ich alles mit ihm besprechen kann. Sie gibt mir dafür eine Termin in einer Woche.

Nun sind drei Wochen vergangen und ich warte auf den Techniker.

Er verspätet sich. Ich werde von der Sekretärin angerufen und gefragt, ob das wirklich heute sein muss.

Schließlich kommt er doch noch. Er hat keine Ahnung, worum es geht und möchte zunächst die Solaranlage reparieren. Diese existierte aber schon zum Zeitpunkt, als wir das Haus gekauft haben, nicht mehr.

Ich erkläre ihm, was ich alles brauche. En passant erwähne ich - weil sich das Haus in einem Funkloch befindet - dass ich das Internet unbedingt brauche. Er meint, zum Kochrezepte suchen sei es sehr praktisch. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue ihn forschend an. Er wird grantig.

Er nimmt alles auf, was ich brauche: Entfernung von WC, Waschbecken, Bidet und Herstellung eines Waschmaschinen-Anschlusses im OG, Undichtheiten im Keller, Gegensprechanlage, Sicherungskasten, SAT-Anlage usw. Ein zusätzliches Anbot wünsche ich mir für Solar-Kollektoren und Sandfilteranlage für das Schwimmbecken.

Einen Tag später erhalte ich die Anbote per E-Mail. Nach ein paar Stunden erkläre ich mich mit einem Anbot einverstanden und frage nach einem Termin. Der Termin würde mir von der Sekretärin tel. durchgegeben. Das zweite Anbot zur Solaranlage beläuft sich bei ca. 14.000,- Euro. Eine Recherche ergibt, dass der übliche Preis dafür ca. 3.000,- Euro ausmacht.

Nach ein paar Tagen rufe ich an und frage die Sekretärin nach einem Termin. Sie meint, den könne nur der Techniker ausmachen. Ich erkläre ihr, dass er mich an sie verwiesen hat und ersuche um einen Rückruf.

Eine Woche später werde ich angerufen. Die Sekretärin gibt mir einen Termin in zwei Wochen.

Nun ist der Tag gekommen und als ich wie vereinbart um 8 Uhr eintreffe, warten bereits ein Techniker und ein Lehrbub vor der Einfahrt auf mich. Ich zeige mich erfreut. Jetzt geht es los.

Bald stellt sich heraus, dass heute nur die SAT-Schüssel montiert werden soll. Ich hätte nur die Ausrichtung gebraucht, weil ich wissen wollte, ob wir Bäume kürzen müssen, wie ich dem Elektrotechniker und Solaranlagenspezialisten bei der ersten Besichtigung bereits erklärt habe. Dringend seien hingegen die Installateurarbeiten. Der SAT-Techniker reißt die abgehängte Decke mit dem Worten "Ich nehme an, das bleibt ohnehin nicht" auf. Ich sage, ich hätte mit seinem Kollegen vereinbart, dass Kabelkanäle kommen, weil wir zw. EG und OG eine doppelte Massivdecke für die Schächte der Luftheizung haben. Er blickt mich ungläubig an und meint, es wäre viel einfacher, durch die Decke zu bohren. Ich gebe auf und akzeptiere das.

Er ruft den Installateur der Firma an. Der kommt in einer Viertelstunde. Ich erkläre ihm, was ich brauche. Im Keller schraubt er ohne Auftrag am Windkessel herum. Ich gehe, da er nicht gut Deutsch kann und meine Beredsamkeit sichtlich als äußerst irritierend empfindet.

Ich fahre weg.

Nach einer Stunde komme ich zurück und die Handwerker sind weg. Es ist 11 Uhr vormittags.

Ich besichtige die Leistungen:
Am Balkon ist die SAT-Schüssel befestigt, aber nicht verkabelt. Durch die Außenwand führt ein Loch ins Schlafzimmer. In diesem wurde die völlig intakte und wunderschöne Tapete auf ca. 1,5 m² aufgerissen, in Wand und Doppeldecke (Abstand 70 cm) waren große Löcher gestemmt. Die Sesselleiste in diesem Bereich wurde entfernt und ist unauffindbar. Durch die Löcher führt eine Leerverrohrung.

Im Keller tropft es immer noch. Bidet, WC und Waschbecken wurden entfernt.

Der SAT-Techniker ruft mich an und fragt, wann ich den Hausschlüssel abholen kann. Ich meine, den brauche er doch noch. Er kann sich aber nicht vorstellen, wozu. Ich hole mir am nächsten Tag kommentarlos den Schlüssel im Geschäft ab.

Der Vorarbeiter der Baufirma ist der beste Freund vom Klempner:

Die Baufirma kommt und beginnt mit div. Sanierungen. Für die Verfliesung des WCs müssen die Sanitäreinrichtungen entfernt werden. Igor holt dazu seinen besten Freund, den Installateur. Ich komme auf die Baustelle und frage den Installateur, wann er die tropfenden Hähne im Keller reparieren wird. Er erklärt mir, dass die Vogel-Pumpe samt Windkessel für den Betrieb der Gartenschläuche kaputt sei und er mir eine neue installieren könne. Er bietet mir diese Leistung schwarz an, weil das viel billiger sei. Das lehne ich ab.

Igor meint, wenn man schon die WC-Muschel und das Waschbecken ausbaut, könne man das neu machen und zusätzlich die Leitungen in den Keller erneuern. Sein Freund, der Installateur, könne das schwarz machen und so koste die Leitung (ca. 1 m lang) nur 120,- Euro. Offiziell koste so etwas mind. 700,- Euro. Ich lehne das ab und sage nachdrücklich, dass ich keine Schwarzarbeiten haben möchte. Igor ist enttäuscht und redet weiter auf mich ein.

Ich lasse mich breitschlagen und erkläre mich damit einverstanden.

Igor geht mit mir in den Keller und zeigt auf die div. Geräte und Rohre. Er meint, das gehört alles erneuert und sein Freund könne das schwarz machen. Ich kontrolliere das neue Abflussrohr. Es wackelt und ist mit Tixo am Anschluss zum bestehenden Rohr verklebt. Ich werde etwas ungehalten und zeige auf die Geräte (Enthärtungsanlage, Heizung und Speicher) und nenne Igor Punkt für Punkt, welche Firma diese wartet. Ich sage ihm, dass die Firma seine Freundes hier überhaupt nichts mehr machen wird. Ich werde den Installateur meines Vertrauens aus dem fernen Veltlin herkommen lassen.

Igor zeigt sich verwirrt und kann wieder einmal fast kein Deutsch.

Seit meiner ersten Kontaktaufnahme mit dem Installateurbetrieb, der auch Elektro- und Heiztechnik anbietet, sind sieben Wochen vergangen. Seit dem Besuch des SAT-Technikers bin ich ohne Nachricht.

In der Nacht verfasse ich eine Faxnachricht an den Installateur-Betrieb. Ich liste auf, was bisher erledigt wurde und füge auch das neue Abflussrohr zum Keller hinzu. Ich ersuche um eine Rechnung und teile mit, dass ich keine weiteren Arbeiten mehr brauche.

Am nächsten Tag schaue ich wieder auf die Baustelle und kontrolliere noch einmal das neue Abflussrohr im Keller. Nun ist es fachmännisch verklebt und mit einem Knie versehen, sodass es nicht mehr wackelt.

Ich gebe Igor die 120,- Euro für seinen Freund.

Nach drei Tagen erhalte ich die Rechnung vom Installateur. Sie beläuft sich auf 1.400,- Euro. Die neue Leitung zum Keller wird mir mit 300,- Euro verrechnet. Der SAT-Techniker hat 7 Stunden für das Loch in der Decke und die Montage einer neuen Schüssel am vorhand. Masten gebraucht. Ich zahle prompt und hoffe, dass der Installateur unser Haus nie wieder betritt, weil ich Angst um die funktionierenden Geräte und dichten Leitungen habe, die Igors Freund alle schwarz reparieren möchte.

Zwei Hähne im Keller tropfen noch immer.

Der Wasserhahn vom neu verfliesten WC rinnt. Unter dem Hänge-WC steht eine Lacke.

Igor ruiniert die Elektroinstallationen, weil er selbst Elektriker ist, wie er mir immer wieder voller Stolz berichtet. Er bietet mir die Reparaturarbeiten schwarz an. Ich lehne ab.

Die Sanitäranlagen bleiben von nun an verschont.

Anmerkung der Redaktion: Lizette wird in einer der nächsten Ausgaben Dr. Grals Notizen zu den Bauschäden veröffentlichen.

Der Installateur des Vertrauens

Nach ca. zwei Monaten sind die Bauarbeiten abgeschlossen. Dr. E. Gral ist bei guter geistiger und körperlicher Verfassung. Sie nimmt nun täglich Magnosolv. In der Zwischenzeit hat der Gärtner div. Bäume weggeschnitten, ein Hochwasser hat Keller und Schwimmbecken überschwemmt, eine Stützmauer, die ohne Fundament errichtet wurde, ist umgefallen, ein orkanartiger Sturm hat viele Bäume gefällt, der Gärtner wurde mit Aufräumarbeiten beauftragt, deren Kosten insgesamt 10.000,- Euro betragen. Da weder Haus noch Nebengebäude beschädigt sind, zahlt die Versicherung nichts. Ein in die Giebelwand integriertes Regenrohr ist im Zuge der Bauarbeiten undicht geworden, sodass die Natursteinmauer im Wintergarten einen großen nassen Fleck zeigt. Dr. G. beschließt, das Abfallrohr von der Regenrinne bis zum Abfluss außen neu errichten zu lassen, um zu vermeiden, dass die gesamte Wand aufgestemmt wird. Sämtliche Dachdecker und Spengler im ganzen Bezirk sind entweder gar nicht erreichbar, oder versprechen, eine Woche später zurückzurufen, was sie aber nicht tun. Das Geschäft mit den Sturmschäden floriert. Ein Dachdecker aus Veltlin meint, das sei ihm zu weit und da draußen gäbe es ohnehin sehr viele Betriebe. Dr. Gral ist aber immer froh, dass es nicht noch schlimmer kam und freut sich über dieses Glück. Das Haus steht noch, das Dach ist unbeschädigt, die Heizung funktioniert noch, im Keller tropfen immer noch zwei Hähne, unter dem neuen WC steht eine Lacke...

Ich rufe die Fa. Hügler an und erkläre der Sekretärin, wie zufrieden wir immer mit ihren Diensten waren. Ob sie eine Anfahrt von einer 3/4 Stunde akzeptieren würden, wir hätten ein Spezialproblem, das nach einem Profi verlangt. Ich ersuche, mir etwas ältere routiniertere Installateure zu schicken, weil das Haus auch älter sei.

Sie verspricht, mich am nächsten Tag zurückzurufen. Am übernächsten Tag rufe ich selbst an. Eine andere Sekretärin ist am Apparat und verspricht, dass ich zurückgerufen werde, sobald Fr. Ziegler Zeit hat. Nach einer Stunde rufe ich noch einmal an. Nun höre ich mir ein paar Entschuldigungen an, es gelingt mir aber, einen Termin zu erhalten.

Nach zwei Wochen kommen zwei Installateure, die sehr verständig wirken. Ich bespreche alles kurz. Ich brauche einen Waschmaschinenanschluss im Bad, zwei Waschbecken neu, die Demontage von Badewannenabfluss und Armaturen im EG, den Verschluss des Wasseranschlusses in der Küche, zwei integrierte Spülkästen, die Reparatur der Pumpe im Keller, div. Hähne sind abzudichten, ein Leitungsrohr nach draußen ist verstopft, neue Hähne für die Gartenschläuche etc. Die Installateure machen sich an die Arbeit, ich bleibe im Haus und beschäftige mich mit der Verspachtelung von Löchern, welche die Baufirma bei der Demontage der Wandverbauten aufgerissen hat und Ausmalen.

Einiges wird erledigt, aber die Spülkästen müssen noch bestellt werden, die Waschbecken und Armaturen will ich selbst besorgen, die Pumpe im Keller kann nicht repariert werden, div. Ersatzteile fehlen. Man verspricht, dass die Teile bestellt werden und sobald sie einlangen, bekäme ich wieder einen Termin. Dann würde man auch die div. Löcher und beschädigten Fliesen sanieren. Ich bedanke mich, gebe beiden Trinkgeld und verabschiede mich.

Nach zwei Wochen rufe ich Fr. Ziegler an und frage, ob die Spülkästen schon eingelangt sind. Sie weiß es nicht und verspricht, mich zurückzurufen. Am nächsten Tag rufe ich an. Fr. Ziegler ist nicht erreichbar, sie würde mich zurückrufen. Am nächsten Tag ist sie erreichbar und meint, eine Nachfrage beim Hersteller ergab, dass die Bestellung verschlampt worden wäre und dass man dort anrufen könne, soviel man wolle, nie erhielte man eine Auskunft und werde auch nicht zurückgerufen. Ich tröste sie und sage ihr, dass es nicht nur ihr so geht.

Nach einer Woche rufe ich wieder an und kann beim zweiten Mal Fr. Ziegler sprechen. Sie verspricht, mir einen Termin zu geben. Sie wird mich heute noch zurückrufen. Am nächsten Tag rufe ich an und habe sie gleich am Apparat. Ich bekomme einen Termin in zwei Wochen.

Nach einer Woche ruft Fr. Ziegler an und möchte den Termin verschieben. Der Meister habe sich wegen familiärer Probleme zwei Wochen Urlaub genommen. Ich zeige mich verständnisvoll. Ich erhalte einen neuen Termin in zwei Wochen.

Die beiden Herren erscheinen zum vereinbarten Termin. Sie erledigen alle Aufgaben perfekt. Abschließend verbleibe ich mit dem Meister so, dass er mir ein Anbot für eine neue Pumpe im Keller schicken wird. Ich gebe ihnen Trinkgeld und verabschiede mich.

Im Keller sind nun zwei andere Rohre undicht. Ich stelle einen Kübel unter.

Nach einer Woche rufe ich beim Installateur an und erkläre, dass es an zwei Stellen im Keller tropft und in unserer Wohnung die Therme nicht anspringt. Ich brauche also noch zwei Termine und das Anbot für die Pumpe.

Nach einer weiteren Woche mache ich wirklich Druck. Ich sage, dass mein Mann schwer lungenkrank ist und in der kalten Wohnung bald eine Lungenentzündung kriegen wird. Das Anbot könne man mir mailen. Die undichten Stellen im Keller soll ich fotografieren und die Fotos übermitteln. Ich erhalte einen Termin für die Therme in einer Woche.

Ich übermittle vier Fotos von tropfenden Rohren und erhalte das Anbot nach drei Tagen. Darin steht: Pumpe für Keller: 1.300,- Euro.

Ich antworte auf das Mail und ersuche um genauere Angaben, um welche Pumpe es sich handle usw. Nach drei Tagen erhalte ich genauere Angaben. Diese recherchiere ich im Internet und stelle fest, dass die Pumpe 250,- Euro kostet, wenn ich sie selbst bestelle. Ich kalkuliere, dass abzgl. des Kleinmaterials die Arbeitszeit mit ca. 10 Stunden geschätzt wurde und rufe Fr. Ziegler an. Ich lobe zunächst ihre Techniker, worüber sie sich sehr freut. Dann meine ich, sie habe wohl ca. 10 Stunden Arbeitszeit kalkuliert. Etwas stotternd bestätigt sie das. Dann akzeptiere ich das Anbot, weil mir nichts einfällt, wie ich das Problem sonst beheben kann mit den Worten: So eine gute Profiarbeit ist schon etwas wert, Fr. Ziegler.

Die Techniker kommen und reparieren die Therme. Sie finden den Fehler gleich und können ihn sofort beheben. Ich gebe ihnen Trinkgeld und verabschiede mich.

Nach einer Woche kommen sie zu dem vereinbarten Termin und bringen die Pumpe mit. Die Montage dauert eine Stunde. Eine weitere Stunde befassen sie sich mit den tropfenden Rohren und meinen schließlich, diese tropfen gar nicht. Wenn ich die Rohre austauschen möchte, solle ich aber zuerst entscheiden, ob ich die alte Enthärtungsanlage behalte oder eine neue kaufe, weil es davon abhänge, welche Abzweigung diese brauche. Die Enthärtungsanlage sei aber prinzipiell schädlich für die alten Metallrohre, weshalb wir im Keller auch ein Gerät zum Korrosionsschutz haben. Ich sage, ich werde mir das überlegen, das sei ja jetzt nicht dringend.

Die Installateure verabschieden sich, ich gebe ihnen Trinkgeld.






Im Keller tropfen die zwei Rohre immer noch und eine abgeschnittene Wasserleitung, die zurvor mit dem alten Pumpensystem verbunden war, endet 30 cm über dem Boden. Diese dient dem Druckausgleich für den Speicher und gibt in regelmäßigen Abständen Wasser ab, sodass dort eine große Lacke ist. Ich umschließe das Leitungsrohr mit einem Stück Schlauch und hänge ihn in den Brunnen ein. Unter den tropfenden Stellen stehen Kübeln. Nach ca. einer Woche ist der Keller zum ersten Mal völlig trocken.

Ich bin zufrieden und freue mich hemmungslos über das Erfolgserlebnis.

Nun sind ein paar Monate vergangen und ich habe immer noch keine Rechnung erhalten. Ich werde nicht anrufen, um daran zu erinnern.

Im nächsten Heft: Aus dem Bautagebuch: Schleifen der Kamine, Verschluss der Kernbohrung von der Baufirma, die am Abzug für die Zentralheizung (neben zwei weiteren Kaminen, die unbenützt sind) vorgenommen wurde, Herstellung von zwei neuen Kaminanschlüssen, Einführung eines Edelstahlkamins in einem alten gemauerten Kamin, der aufgrund seines großen Querschnittes sonst "versotten" würde. Die Ringleitung für die Beleuchtung im EG wird durchtrennt, die Ringleitung für die Steckdosen hat irgendwo einen Kurzen...

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