Mittwoch, 18. November 2009

Handwerk hat goldenen Boden

Aus dem Bautagebuch von Dr. E. Gral

Der erste Installateur:

Die erste Kontaktaufnahme findet direkt im Geschäft statt. Eine unfreundliche Frau notiert gewissenhaft meinen Namen und meine Telefonnummer. Ein Techniker würde sich mit mir in Verbindung setzen.

Nachdem ich zwei Wochen auf einen Anruf gewartet habe, rufe ich an und erzähle einer anderen Dame, dass ich den Installateur, den Elektriker und den SAT-Techniker brauche und ob jemand kommen könne, sodass ich alles mit ihm besprechen kann. Sie gibt mir dafür eine Termin in einer Woche.

Nun sind drei Wochen vergangen und ich warte auf den Techniker.

Er verspätet sich. Ich werde von der Sekretärin angerufen und gefragt, ob das wirklich heute sein muss.

Schließlich kommt er doch noch. Er hat keine Ahnung, worum es geht und möchte zunächst die Solaranlage reparieren. Diese existierte aber schon zum Zeitpunkt, als wir das Haus gekauft haben, nicht mehr.

Ich erkläre ihm, was ich alles brauche. En passant erwähne ich - weil sich das Haus in einem Funkloch befindet - dass ich das Internet unbedingt brauche. Er meint, zum Kochrezepte suchen sei es sehr praktisch. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue ihn forschend an. Er wird grantig.

Er nimmt alles auf, was ich brauche: Entfernung von WC, Waschbecken, Bidet und Herstellung eines Waschmaschinen-Anschlusses im OG, Undichtheiten im Keller, Gegensprechanlage, Sicherungskasten, SAT-Anlage usw. Ein zusätzliches Anbot wünsche ich mir für Solar-Kollektoren und Sandfilteranlage für das Schwimmbecken.

Einen Tag später erhalte ich die Anbote per E-Mail. Nach ein paar Stunden erkläre ich mich mit einem Anbot einverstanden und frage nach einem Termin. Der Termin würde mir von der Sekretärin tel. durchgegeben. Das zweite Anbot zur Solaranlage beläuft sich bei ca. 14.000,- Euro. Eine Recherche ergibt, dass der übliche Preis dafür ca. 3.000,- Euro ausmacht.

Nach ein paar Tagen rufe ich an und frage die Sekretärin nach einem Termin. Sie meint, den könne nur der Techniker ausmachen. Ich erkläre ihr, dass er mich an sie verwiesen hat und ersuche um einen Rückruf.

Eine Woche später werde ich angerufen. Die Sekretärin gibt mir einen Termin in zwei Wochen.

Nun ist der Tag gekommen und als ich wie vereinbart um 8 Uhr eintreffe, warten bereits ein Techniker und ein Lehrbub vor der Einfahrt auf mich. Ich zeige mich erfreut. Jetzt geht es los.

Bald stellt sich heraus, dass heute nur die SAT-Schüssel montiert werden soll. Ich hätte nur die Ausrichtung gebraucht, weil ich wissen wollte, ob wir Bäume kürzen müssen, wie ich dem Elektrotechniker und Solaranlagenspezialisten bei der ersten Besichtigung bereits erklärt habe. Dringend seien hingegen die Installateurarbeiten. Der SAT-Techniker reißt die abgehängte Decke mit dem Worten "Ich nehme an, das bleibt ohnehin nicht" auf. Ich sage, ich hätte mit seinem Kollegen vereinbart, dass Kabelkanäle kommen, weil wir zw. EG und OG eine doppelte Massivdecke für die Schächte der Luftheizung haben. Er blickt mich ungläubig an und meint, es wäre viel einfacher, durch die Decke zu bohren. Ich gebe auf und akzeptiere das.

Er ruft den Installateur der Firma an. Der kommt in einer Viertelstunde. Ich erkläre ihm, was ich brauche. Im Keller schraubt er ohne Auftrag am Windkessel herum. Ich gehe, da er nicht gut Deutsch kann und meine Beredsamkeit sichtlich als äußerst irritierend empfindet.

Ich fahre weg.

Nach einer Stunde komme ich zurück und die Handwerker sind weg. Es ist 11 Uhr vormittags.

Ich besichtige die Leistungen:
Am Balkon ist die SAT-Schüssel befestigt, aber nicht verkabelt. Durch die Außenwand führt ein Loch ins Schlafzimmer. In diesem wurde die völlig intakte und wunderschöne Tapete auf ca. 1,5 m² aufgerissen, in Wand und Doppeldecke (Abstand 70 cm) waren große Löcher gestemmt. Die Sesselleiste in diesem Bereich wurde entfernt und ist unauffindbar. Durch die Löcher führt eine Leerverrohrung.

Im Keller tropft es immer noch. Bidet, WC und Waschbecken wurden entfernt.

Der SAT-Techniker ruft mich an und fragt, wann ich den Hausschlüssel abholen kann. Ich meine, den brauche er doch noch. Er kann sich aber nicht vorstellen, wozu. Ich hole mir am nächsten Tag kommentarlos den Schlüssel im Geschäft ab.

Der Vorarbeiter der Baufirma ist der beste Freund vom Klempner:

Die Baufirma kommt und beginnt mit div. Sanierungen. Für die Verfliesung des WCs müssen die Sanitäreinrichtungen entfernt werden. Igor holt dazu seinen besten Freund, den Installateur. Ich komme auf die Baustelle und frage den Installateur, wann er die tropfenden Hähne im Keller reparieren wird. Er erklärt mir, dass die Vogel-Pumpe samt Windkessel für den Betrieb der Gartenschläuche kaputt sei und er mir eine neue installieren könne. Er bietet mir diese Leistung schwarz an, weil das viel billiger sei. Das lehne ich ab.

Igor meint, wenn man schon die WC-Muschel und das Waschbecken ausbaut, könne man das neu machen und zusätzlich die Leitungen in den Keller erneuern. Sein Freund, der Installateur, könne das schwarz machen und so koste die Leitung (ca. 1 m lang) nur 120,- Euro. Offiziell koste so etwas mind. 700,- Euro. Ich lehne das ab und sage nachdrücklich, dass ich keine Schwarzarbeiten haben möchte. Igor ist enttäuscht und redet weiter auf mich ein.

Ich lasse mich breitschlagen und erkläre mich damit einverstanden.

Igor geht mit mir in den Keller und zeigt auf die div. Geräte und Rohre. Er meint, das gehört alles erneuert und sein Freund könne das schwarz machen. Ich kontrolliere das neue Abflussrohr. Es wackelt und ist mit Tixo am Anschluss zum bestehenden Rohr verklebt. Ich werde etwas ungehalten und zeige auf die Geräte (Enthärtungsanlage, Heizung und Speicher) und nenne Igor Punkt für Punkt, welche Firma diese wartet. Ich sage ihm, dass die Firma seine Freundes hier überhaupt nichts mehr machen wird. Ich werde den Installateur meines Vertrauens aus dem fernen Veltlin herkommen lassen.

Igor zeigt sich verwirrt und kann wieder einmal fast kein Deutsch.

Seit meiner ersten Kontaktaufnahme mit dem Installateurbetrieb, der auch Elektro- und Heiztechnik anbietet, sind sieben Wochen vergangen. Seit dem Besuch des SAT-Technikers bin ich ohne Nachricht.

In der Nacht verfasse ich eine Faxnachricht an den Installateur-Betrieb. Ich liste auf, was bisher erledigt wurde und füge auch das neue Abflussrohr zum Keller hinzu. Ich ersuche um eine Rechnung und teile mit, dass ich keine weiteren Arbeiten mehr brauche.

Am nächsten Tag schaue ich wieder auf die Baustelle und kontrolliere noch einmal das neue Abflussrohr im Keller. Nun ist es fachmännisch verklebt und mit einem Knie versehen, sodass es nicht mehr wackelt.

Ich gebe Igor die 120,- Euro für seinen Freund.

Nach drei Tagen erhalte ich die Rechnung vom Installateur. Sie beläuft sich auf 1.400,- Euro. Die neue Leitung zum Keller wird mir mit 300,- Euro verrechnet. Der SAT-Techniker hat 7 Stunden für das Loch in der Decke und die Montage einer neuen Schüssel am vorhand. Masten gebraucht. Ich zahle prompt und hoffe, dass der Installateur unser Haus nie wieder betritt, weil ich Angst um die funktionierenden Geräte und dichten Leitungen habe, die Igors Freund alle schwarz reparieren möchte.

Zwei Hähne im Keller tropfen noch immer.

Der Wasserhahn vom neu verfliesten WC rinnt. Unter dem Hänge-WC steht eine Lacke.

Igor ruiniert die Elektroinstallationen, weil er selbst Elektriker ist, wie er mir immer wieder voller Stolz berichtet. Er bietet mir die Reparaturarbeiten schwarz an. Ich lehne ab.

Die Sanitäranlagen bleiben von nun an verschont.

Anmerkung der Redaktion: Lizette wird in einer der nächsten Ausgaben Dr. Grals Notizen zu den Bauschäden veröffentlichen.

Der Installateur des Vertrauens

Nach ca. zwei Monaten sind die Bauarbeiten abgeschlossen. Dr. E. Gral ist bei guter geistiger und körperlicher Verfassung. Sie nimmt nun täglich Magnosolv. In der Zwischenzeit hat der Gärtner div. Bäume weggeschnitten, ein Hochwasser hat Keller und Schwimmbecken überschwemmt, eine Stützmauer, die ohne Fundament errichtet wurde, ist umgefallen, ein orkanartiger Sturm hat viele Bäume gefällt, der Gärtner wurde mit Aufräumarbeiten beauftragt, deren Kosten insgesamt 10.000,- Euro betragen. Da weder Haus noch Nebengebäude beschädigt sind, zahlt die Versicherung nichts. Ein in die Giebelwand integriertes Regenrohr ist im Zuge der Bauarbeiten undicht geworden, sodass die Natursteinmauer im Wintergarten einen großen nassen Fleck zeigt. Dr. G. beschließt, das Abfallrohr von der Regenrinne bis zum Abfluss außen neu errichten zu lassen, um zu vermeiden, dass die gesamte Wand aufgestemmt wird. Sämtliche Dachdecker und Spengler im ganzen Bezirk sind entweder gar nicht erreichbar, oder versprechen, eine Woche später zurückzurufen, was sie aber nicht tun. Das Geschäft mit den Sturmschäden floriert. Ein Dachdecker aus Veltlin meint, das sei ihm zu weit und da draußen gäbe es ohnehin sehr viele Betriebe. Dr. Gral ist aber immer froh, dass es nicht noch schlimmer kam und freut sich über dieses Glück. Das Haus steht noch, das Dach ist unbeschädigt, die Heizung funktioniert noch, im Keller tropfen immer noch zwei Hähne, unter dem neuen WC steht eine Lacke...

Ich rufe die Fa. Hügler an und erkläre der Sekretärin, wie zufrieden wir immer mit ihren Diensten waren. Ob sie eine Anfahrt von einer 3/4 Stunde akzeptieren würden, wir hätten ein Spezialproblem, das nach einem Profi verlangt. Ich ersuche, mir etwas ältere routiniertere Installateure zu schicken, weil das Haus auch älter sei.

Sie verspricht, mich am nächsten Tag zurückzurufen. Am übernächsten Tag rufe ich selbst an. Eine andere Sekretärin ist am Apparat und verspricht, dass ich zurückgerufen werde, sobald Fr. Ziegler Zeit hat. Nach einer Stunde rufe ich noch einmal an. Nun höre ich mir ein paar Entschuldigungen an, es gelingt mir aber, einen Termin zu erhalten.

Nach zwei Wochen kommen zwei Installateure, die sehr verständig wirken. Ich bespreche alles kurz. Ich brauche einen Waschmaschinenanschluss im Bad, zwei Waschbecken neu, die Demontage von Badewannenabfluss und Armaturen im EG, den Verschluss des Wasseranschlusses in der Küche, zwei integrierte Spülkästen, die Reparatur der Pumpe im Keller, div. Hähne sind abzudichten, ein Leitungsrohr nach draußen ist verstopft, neue Hähne für die Gartenschläuche etc. Die Installateure machen sich an die Arbeit, ich bleibe im Haus und beschäftige mich mit der Verspachtelung von Löchern, welche die Baufirma bei der Demontage der Wandverbauten aufgerissen hat und Ausmalen.

Einiges wird erledigt, aber die Spülkästen müssen noch bestellt werden, die Waschbecken und Armaturen will ich selbst besorgen, die Pumpe im Keller kann nicht repariert werden, div. Ersatzteile fehlen. Man verspricht, dass die Teile bestellt werden und sobald sie einlangen, bekäme ich wieder einen Termin. Dann würde man auch die div. Löcher und beschädigten Fliesen sanieren. Ich bedanke mich, gebe beiden Trinkgeld und verabschiede mich.

Nach zwei Wochen rufe ich Fr. Ziegler an und frage, ob die Spülkästen schon eingelangt sind. Sie weiß es nicht und verspricht, mich zurückzurufen. Am nächsten Tag rufe ich an. Fr. Ziegler ist nicht erreichbar, sie würde mich zurückrufen. Am nächsten Tag ist sie erreichbar und meint, eine Nachfrage beim Hersteller ergab, dass die Bestellung verschlampt worden wäre und dass man dort anrufen könne, soviel man wolle, nie erhielte man eine Auskunft und werde auch nicht zurückgerufen. Ich tröste sie und sage ihr, dass es nicht nur ihr so geht.

Nach einer Woche rufe ich wieder an und kann beim zweiten Mal Fr. Ziegler sprechen. Sie verspricht, mir einen Termin zu geben. Sie wird mich heute noch zurückrufen. Am nächsten Tag rufe ich an und habe sie gleich am Apparat. Ich bekomme einen Termin in zwei Wochen.

Nach einer Woche ruft Fr. Ziegler an und möchte den Termin verschieben. Der Meister habe sich wegen familiärer Probleme zwei Wochen Urlaub genommen. Ich zeige mich verständnisvoll. Ich erhalte einen neuen Termin in zwei Wochen.

Die beiden Herren erscheinen zum vereinbarten Termin. Sie erledigen alle Aufgaben perfekt. Abschließend verbleibe ich mit dem Meister so, dass er mir ein Anbot für eine neue Pumpe im Keller schicken wird. Ich gebe ihnen Trinkgeld und verabschiede mich.

Im Keller sind nun zwei andere Rohre undicht. Ich stelle einen Kübel unter.

Nach einer Woche rufe ich beim Installateur an und erkläre, dass es an zwei Stellen im Keller tropft und in unserer Wohnung die Therme nicht anspringt. Ich brauche also noch zwei Termine und das Anbot für die Pumpe.

Nach einer weiteren Woche mache ich wirklich Druck. Ich sage, dass mein Mann schwer lungenkrank ist und in der kalten Wohnung bald eine Lungenentzündung kriegen wird. Das Anbot könne man mir mailen. Die undichten Stellen im Keller soll ich fotografieren und die Fotos übermitteln. Ich erhalte einen Termin für die Therme in einer Woche.

Ich übermittle vier Fotos von tropfenden Rohren und erhalte das Anbot nach drei Tagen. Darin steht: Pumpe für Keller: 1.300,- Euro.

Ich antworte auf das Mail und ersuche um genauere Angaben, um welche Pumpe es sich handle usw. Nach drei Tagen erhalte ich genauere Angaben. Diese recherchiere ich im Internet und stelle fest, dass die Pumpe 250,- Euro kostet, wenn ich sie selbst bestelle. Ich kalkuliere, dass abzgl. des Kleinmaterials die Arbeitszeit mit ca. 10 Stunden geschätzt wurde und rufe Fr. Ziegler an. Ich lobe zunächst ihre Techniker, worüber sie sich sehr freut. Dann meine ich, sie habe wohl ca. 10 Stunden Arbeitszeit kalkuliert. Etwas stotternd bestätigt sie das. Dann akzeptiere ich das Anbot, weil mir nichts einfällt, wie ich das Problem sonst beheben kann mit den Worten: So eine gute Profiarbeit ist schon etwas wert, Fr. Ziegler.

Die Techniker kommen und reparieren die Therme. Sie finden den Fehler gleich und können ihn sofort beheben. Ich gebe ihnen Trinkgeld und verabschiede mich.

Nach einer Woche kommen sie zu dem vereinbarten Termin und bringen die Pumpe mit. Die Montage dauert eine Stunde. Eine weitere Stunde befassen sie sich mit den tropfenden Rohren und meinen schließlich, diese tropfen gar nicht. Wenn ich die Rohre austauschen möchte, solle ich aber zuerst entscheiden, ob ich die alte Enthärtungsanlage behalte oder eine neue kaufe, weil es davon abhänge, welche Abzweigung diese brauche. Die Enthärtungsanlage sei aber prinzipiell schädlich für die alten Metallrohre, weshalb wir im Keller auch ein Gerät zum Korrosionsschutz haben. Ich sage, ich werde mir das überlegen, das sei ja jetzt nicht dringend.

Die Installateure verabschieden sich, ich gebe ihnen Trinkgeld.






Im Keller tropfen die zwei Rohre immer noch und eine abgeschnittene Wasserleitung, die zurvor mit dem alten Pumpensystem verbunden war, endet 30 cm über dem Boden. Diese dient dem Druckausgleich für den Speicher und gibt in regelmäßigen Abständen Wasser ab, sodass dort eine große Lacke ist. Ich umschließe das Leitungsrohr mit einem Stück Schlauch und hänge ihn in den Brunnen ein. Unter den tropfenden Stellen stehen Kübeln. Nach ca. einer Woche ist der Keller zum ersten Mal völlig trocken.

Ich bin zufrieden und freue mich hemmungslos über das Erfolgserlebnis.

Nun sind ein paar Monate vergangen und ich habe immer noch keine Rechnung erhalten. Ich werde nicht anrufen, um daran zu erinnern.

Im nächsten Heft: Aus dem Bautagebuch: Schleifen der Kamine, Verschluss der Kernbohrung von der Baufirma, die am Abzug für die Zentralheizung (neben zwei weiteren Kaminen, die unbenützt sind) vorgenommen wurde, Herstellung von zwei neuen Kaminanschlüssen, Einführung eines Edelstahlkamins in einem alten gemauerten Kamin, der aufgrund seines großen Querschnittes sonst "versotten" würde. Die Ringleitung für die Beleuchtung im EG wird durchtrennt, die Ringleitung für die Steckdosen hat irgendwo einen Kurzen...

Samstag, 7. November 2009

Klima im Wandel der Zeiten

Seit jeher ist das Wetter, besonders das zukünftige, für den Menschen von enormer Bedeutung. So hatten sich schon die Neandertaler den Kopf zerbrochen, wann es endlich wieder Sommer wird, ebenso wie heute ganze Wirtschaftszweige, wie etwa die Getränkeindustrie, saison- und witterungsabhängig sind.

Selbstverständlich spielt das Wetter für die Landwirtschaft eine große Rolle, aber auch in der Kriegsführung waren stets Astrologen, Schamanen und Medizinmänner u.a. dafür zuständig, das Wetter für die entscheidende Schlacht vorherzusagen. Pythagoras von Samos befasste sich beispielsweise nicht primär mit Dreiecken, sondern verdingte sich mit Vorhersagen von Naturkatastrophen, besonders von Erdbeben. Ebenso befasste er sich mit dem Wetter und bestritt seine Existenz mit Wahrsagerei aller Art. Er arbeitete dabei aber nicht mit Vorausahnungen, Trance oder Traumdeutung, sondern ging deterministisch vor. Er war davon überzeugt, alles, so auch die Zukunft, ließe sich berechnen. Somit gilt Pythagoras als Mitbegründer der modernen Meteorologie.

Runenwurf, Orakel, Vogelflugdeutung, Eingeweidebeschau etc. waren die frühgeschichtlichen Methoden zur Wetterprognose, die nunmehr von hochkomplexen Computermodellen, in welche umfangreiche und penible Messdaten und Statistiken einfließen, so verdrängt wurden, dass man längst von „Wissenschaft“ spricht.

Die Zukunft zu kennen ist zweifelsohne ein alter Menschheitstraum. Bedauerlicherweise muss jedoch jede Prognose (griech.: Vorwissen, Voraus-Kenntnis) ob des komplexen Zusammenspieles aller Faktoren auf der Ebene einer Prophezeiung bzw. Weissagung bleiben. Wie sich schon anhand des Laplaceschen Dämons erweist, ist es Menschen 1. gar nicht möglich, sämtliche Naturgesetze und Initialbedingungen zu erfassen und 2. darf darüber gestritten werden, ob es selbst dann möglich wäre, jeden vergangenen und jeden zukünftigen Zustand zu berechnen; dem widerspricht nicht nur die Relativitätstheorie, sondern überdies die Unschärferelation nach Heisenberg und die Chaostheorie.




Das Feigenblatt-Szenario
(u.a. erfüllt dieses Beispiel
das Phänomen der
Selbstähnlichkeit = dieses Diagramm
enthält sich unendlich mal selbst)




Klima ist das durchschnittliche Wetter über einen längeren Zeitraum betrachtet. So wie das Wetter veränderlich ist, wandelt sich das Klima und zwar nicht seit Beginn der Messungen vor gut hundert Jahren, sondern seit Anbeginn des Wettergeschehens in der Erdatmosphäre.

... noch in Arbeit ...

Freitag, 6. November 2009

Düstere Prognosen zum Klimawandel

Hinter verschlossenen Türen tagen in dieser Woche die Experten des Welt-Wetterrats. Was sie am Freitag im zweiten Teil ihres Berichtes veröffentlichen werden, klingt düster: Schon bald soll es einen Temperatursturz von 30° Celsius geben. Zunächst würden die Blätter der Bäume gelb bis braun und auf Wiesen und Feldern stünde nur noch verwelktes Gestrüpp und Gras. Die Bäume werden ihre Blätter schlussendlich gänzlich abwerfen. Die Welt wird ihr Antlitz dramatisch verändern. So weit das Auge reicht, wird man bald nichts Lebendiges mehr erblicken. Viele Tierarten werden verschwinden, z.B. div. Singvögel und Siebenschläfer, Hasen und Igeln. Dann wird das Land in klirrender Kälte versinken. Raureif legt sich auf Hügeln und Wälder.

Als wäre das noch nicht schlimm genug, prophezeien die Experten, dass es bald zu schneien beginnt. Eine dicke weiße Schneedecke wird alles überziehen und so die Überreste einstigen Lebens gänzlich beseitigen.Keiner wagt es auszusprechen, aber für Lizette liegt es auf der Hand: Es wird eine neue Eiszeit geben und das nicht erst in hundert Jahren, sondern schon in den nächsten Tagen.

Mittwoch, 4. November 2009

Gesetzesnovelle zum Schächten

Endlich!

Ein Beschluß des obersten Gerichtshofs gebietet nun das Aus jeglicher Kritik an spirituellen Handlungen. Die Angehörigkeit zu einer religiösen Glaubensgemeinschaft und den damit verbundenen Traditionen und Bräuchen ist ein essenzieller Bestandteil der Menschenrechte. Ebenso muß als selbstverständlich angenommen werden, daß es für alle Menschen nicht bloß einen Gott und eine Religion gibt, sondern viele. Woran Menschen glauben, ist Privatsache und kann nicht vorgeschrieben werden. Tief verankert im Naturrecht ist auch die Toleranz Andersgläubiger.

Nun haben Tierschützer das Recht der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung in übler Weise deformiert, indem sie Schächter als Tierquäler vor Gericht zerrten, sodaß diese dadurch genötigt waren, ihren Glauben zu rechtfertigen. Ungeheuerlich ist, daß es in unserem Land überhaupt so weit kommen konnte. Glücklicherweise hat der oberste Richter unseres Landes die Kläger sofort zurechtgewiesen und den unwürdigen Prozeß beendet. Lizette hat darauf für seine treuen Leser recherchiert, was das Wort „Schächten“ bedeutet und bei diversen Umfragen festgestellt, daß die Befragten darüber nur spekulieren. Aus Sorge, daß dieser wichtige Akt und Beschluß unseres Gerichts missverstanden werden könnte, bzw. gar nicht, bemühen wir uns hier um eine exakte Erklärung.

„Schächten“ ist das Zeitwort zu „Schacht“ und bedeutet, einen Schacht herstellen.

Wenn aber einer hierzulande einen Schacht gräbt, sagen wir, er hebt einen Schacht aus. Wir sagen nicht, er „schächtet“, obwohl wir das könnten. Das Wort „Schächten“ haben wir reserviert für die Herstellung eines ganz spezifischen Schachtes.

Wir könnten das auch anders nennen, es erschien uns hier aber als notwendig präzise, notwendig deswegen, weil wir nichts wirklich Sinngemäßeres sagen wollten bzw. konnten.

Wir verwenden dieses Wort dann, wenn Menschen mit einem Messer einen Schacht in der Hauptschlagader eines Tieres anlegen. Durch diesen Schacht entweicht das Blut, sofern das Tier lange genug am Leben bleibt; denn hörte das Herz auf, zu pumpen, würde es nicht ausbluten. Das Schächten dient somit exakt dem effizientesten Ausbluten eines Tieres, wodurch sogenanntes koscheres Fleisch entsteht.

Den Begriff „koscher“ konnten wir nicht unmittelbar aus einem bekannten Wortstamm herleiten, wir wissen allerdings, daß es Religionen gibt, die das Essen von koscherem Fleisch anordnen, weil Blut zum einen klimabedingt als unsauber gilt, andererseits muß dem jeweiligen Gotte von allen Speisen stets ein gewisser Anteil überlassen werden. Wir sprechen dann von einem Gottesquant.Unsere Tierschützer wollten nun ganz im Ernst diesen tief spirituellen Akt des Essens von koscherem Fleisch in Frage stellen, indem sie dessen Herstellung, die Blutentleerung bei lebendigem Leib, als Tierquälerei hinstellten.

Dieser traurige Vorfall weist nur allzu deutlich auf die Ungleichheit der Betrachtung verschiedener Religionen und Diskriminierung hin. Da unsere katholischen Priester das Blut Christi trinken, wollten wir vermutlich Andersgläubige dazu zwingen, dies auch zu tun. Das Christentum hat ja, wie wir wissen, bei ebendenselben Völkern seinen Ursprung, die kein Blut essen dürfen. Und warum? Die einen haben gesagt, es sei ihre Religion und die anderen meinten, ihre sei es nicht. Leider wissen wir heute nicht mehr, ob diese Glaubensspaltung einzig den Verzehr von Blut als Auslöser hatte, oder ob Christus irgendetwas anderes Unglaubliches getan hat. Tatsache ist natürlich, daß wir nur gleichnishaft „das Blut Christi“ sagen. Da sich davon bis heute nichts frischgehalten hat, nehmen unsere Gläubigen anstelle von Blut Meßwein zu sich.

Kurzum, hiermit haben wir uns einmal mehr eine Blöße gegeben, indem wir nicht akzeptieren, daß andere nicht so sind. In anderen Kulturen, wo man kein Blut trinken darf, muß es eben aus dem Fleisch entfernt werden, weil dort in den Büchern ausdrücklich vom Blutkonsum und nicht vom Fleisch die Rede ist.

Ein geschätzter einheimischer Künstler, der mit seiner Aktionskunst häufig auf diesen Blutskonflikt hinweisen wollte und als Vorfechter des legalisierten Schächtens gilt, hat Lizette mitgeteilt, daß er sich nun neuen Aufgaben widmen werde. Was er - es ist Lizette ausdrücklich untersagt, seinen Namen zu nennen, weil der Künstler seine Werke nur mit eigenen Worten interpretieren möchte - also sinngemäß als so freiheitsberaubend empfindet, ist, daß unsere Gesetze das Opfern von Jungfrauen verbieten. Dieser gute alte Brauch sei immerhin Bestandteil vieler Naturreligionen und des Satanismus gewesen.

Lizette kann an dieser Stelle nur großes Bedauern über das menschenunwürdige Verhalten unserer Justiz äußern und wünscht dem großen Heimatsohn Erfolg für seinen Kampf um das Menschenopfer, besonders dem der Jungfrauen, und wird, da sie die Exklusivrechte erworben hat, als einziges Medium vom ersten Happening berichten.

Dienstag, 3. November 2009

Maße und Gewichte

aus dem Buch „Das falsche Gewicht“ von DI Eselberta Schenzinger

Da an den Polen ein Körper mit der gleichen Masse schwerer ist als am Äquator, sollten Sie Ihre Wurst in Afrika einkaufen, weil sie da billiger ist!
1 dag = ein Dekagramm
1 dag = 10 g (Gramm) = 0,01 kg (Kilogramm (1 kg = 1000g))

1 kg ist die Grundeinheit der Masse, welche ortsunabhängig ist. Soviel ich weiß, befindet sich ein „Urkilo“ in der Nähe von Paris in Form eines Platin-Iridium-Zylinders - es wiegt dort aber dennoch mehr als am Äquator, das aber, werter Leser, sollte Sie jetzt noch nicht irritieren aber doch spätestens dann, wenn Sie das nächste Mal zum Fleischhauer gehen. Unsere Überschrift muß revidiert werden und lautet nun:

Masse und Gewicht

Nach dem 2. Weltkrieg begaben sich die Briten aus ihrer Splended Isolation und führten weltweit, auch in Österreich, den „Newton“ ein.


Was ist das? „Newton“ ist ein Eigenname und bezieht sich auf einen kleinen Buben, dem ein Apfel auf den Kopf gefallen war. Von da an hörten sich die betrügerischen Umtriebe der „Grocers“ und im speziellen der „Butchers“ mit einem Schlage auf, die darin bestanden, Waren nach ortsunabhängiger Masse zu verkaufen und so beträchtliche Rendite zu machen, weil ihre Waagen nach dem „Urkilo“ in Frankreich geeicht waren. Newton stellte nämlich fest, daß der Apfel nicht in den Himmel fällt.

Ein Apfel, Marke „Golden Delicious“, wiegt im Durchschnitt 20 dag. Am Mond aber, werter Leser, wiegt genau derselbe Apfel nur 0,1035 dag, obwohl er ein Apfel von 20 dag ist - auch dort. Bei uns auf der Erde hat dieser Apfel nur deswegen ein Gewicht von 20 dag, weil wir uns darauf geeinigt haben, daß ihm eine Beschleunigung von ungefähr 9,81 ms-2 (Meter pro Sekunden zum Quadrat) widerfährt. Da Beschleunigung eine vektorielle Größe ist, hat sie ein Vorzeichen (Plus oder Minus). Die Beschleunigung des Apfels ist nicht Minus, weil er viel kleiner als die Erde ist. Wir könnten hier in die Theorie Artur Köstlers abschweifen, daß jedes Ding Teil und gleichzeitig auch Ganzes ist. Der Apfel ist Teil der Erde, deswegen wird auch die Erde als etwas Positiveres als der Apfel angesehen, Quantität steht sozusagen vor Qualität und es ist ja die Erde, welche dem Apfel eine Beschleunigung erteilt. Ein Apfel besteht natürlich auch aus Schale, Fruchtfleisch und Kern (als seine Teile) und hat somit gar keine Unähnlichkeit mit der Erde. Was ihn aber wesentlich von der Erde unterscheidet, ist seine Masse.

Newton ist das auch aufgefallen.

Er stellte nach seinem Apfelerlebnis fest, daß alles zu Boden fällt und schloß so, was nach den Gesetzen der Logik völlig gestattet ist, vom Allgemeinen aufs Besondere, daß alles, was kleiner ist als die Erde, auf sie drauffällt. Da nichts den Apfel von der Erde unterscheidet als seine Masse, kam Newton zu dem Schluß, daß größere Massen kleinere anziehen. Wir beoachten, daß kleine Menschen von größeren angezogen werden und umgekehrt, deshalb hat es die Natur so eingerichtet, daß Männchen und Weibchen unterschiedlich groß sind ...

Newton erfand das Gewicht.

1 N = 10 dag (1 DekaNewton = 1 kg)

Eine Masse von 1 kg bekommt auf der Erde eine Beschleunigung, zum Erdmittelpunkt gerichtet, von 9,81 ms-2 (ungefähr), welche durch die dominierende Masse der Erde ausgelöst wird.

1 kg x 9,81 ms-2 = 10 kgms-2

Die Briten sagen nun, es sei einfacher zu kgms-2 Newton zu sagen. Dem ist auch wahrscheinlich so. Sie sagen:

10 kgms-2 = 10 Newton 10 dag = 0,1 kg = 1 Newton (10 x 0,1 =1)

Es ist eine Spitzfindigkeit, Masse von Gewicht zu unterscheiden, zugegeben, typisch britisch, ein Teil von GB aber ist auch Schottland und zur Erinnerung ist Masse ortsunabhängig. Aber wie verhält es sich mit dem Gewicht? Da Gewicht durch unterschiedliche Massen erzeugt wird, ist es nicht ortsunabhängig. Ein Apfel Marke „Golden Delicious“ wiegt am Mond 0,1035 dag, weil der Mond eine kleinere Masse hat als die Erde. Ein Schotte würde nie zu seinem Fleischhauer sagen, er würde gerne 20 dag Wurst haben. Dies ließe ja schließlich dem Händler Tür und Tor offen für jedweden Betrug. Man weiß doch nicht, in welcher Verfassung sich die Masse unserer Erde gerade befindet. Die Masse von 10 dag befindet sich ja nur rein zufällig mit dem Gewicht von 1 Newton in Übereinstimmung, solange es gilt, daß 1 kg Masse von der Erde eine Beschleunigung von 9,81 ms-2, aufgerundet 10, erteilt erhält. 9,81 ist ein empirischer Wert und es ist gar kein Verlaß darauf wie etwa auf die Masse von 1 dag.

Die Erde ist ein Rotationsellipsoid. Das bedeutet, durch die Drehung um eine Achse hat sie sich an den Polen abgeflacht. Diese Achse liegt am Äquator genau im Mittelpunkt. Der Äquator ist, abgesehen von den etwaigen dort vorhandenen Gebirgen annähernd ein Kreis. Alle Breitengrade sind Kreise. Ihr Umfang nimmt zu den Polen hin ab. Längengrade hingegen sind Ellipsen und gleich lang. Am Pol ist der Abstand zum Erdmittelpunkt kleiner als am Äquator. Wir schließen daraus, daß die Beschleunigung, Geschwindigkeit (ms-1) pro Zeit (s) ergibt ms-2, am Pol weiter fortgeschritten ist als am Äquator. Ein Apfel muß am Äquator länger zum Erdmittelpunkt hinfallen als am Pol (von der Erdoberfläche aus betrachtet), deswegen ist er am Pol schon schneller unterwegs. Wir stellten empirisch fest: ungefähr mit einer Beschleunigung von 9,83 Meter pro Sekunden zum Quadrat.

Die Wurst ist also am Pol schwerer als am Äquator und nur aus diesem und ausschließlich diesem Grund wollen wir sie nicht dort kaufen, weil die gleiche Masse Wurst wie hierzulande am Pol mehr wiegt und wenn wir also unexakt am Pol 10 dag Wurst verlangen, dieses Gewicht nicht mit dem „Urkilo“ aus Paris übereinstimmt, auf welches sämtliche Waagen der Welt geeicht sind, also auch am Pol - am Pol wird 1 kg nicht jenes 1 kg von Paris sein, weil in Paris der Abstand von der Erdoberfläche zur Erdmitte ein wesentlich größerer ist als dort.

Lassen Sie sich also nicht länger über den Tisch ziehen und verlangen Sie nächstes Mal beim Fleischhauer statt 10 dag Wurst 1 N; dies wäre das richtige Gewicht und Ihr Fleischhauer müßte nun nach Paris, obwohl das unexakt ist, da das „Urkilo“ ja lediglich in der Nähe von Paris liegt, gehen, dort auf 10 dag wiegen und dann umrechnen (interpolieren) zwischen 9,83 und 9,78 x 0,1 = ca. 0,978 bis 0,983 kgms-2, sich orientieren an der der Aufrundung von 9,81 = 10 und weiter interpolieren, um sagen zu können, daß er jetzt also, je nach Abstand zum Äquator auf weniger oder mehr als 0,1 kg für 1 N Wurst gekommen ist.

0,981 kgms-2 = ca. 1 N = 10 dag (umgangssprachlich)

Bedenken Sie also, daß schon aus diesem Grund die Wurst in Italien billiger ist als hierzulande und wenn Sie in Zukunft auf die Angabe „dag“ stoßen, ist damit ständig gemeint, es ist Ihre Sache, wieviel Sie für dieses Maß bezahlen wollen.
Wenn Ihr Fleischhauer eine Apothekerwaage benützt, vergessen Sie, was ich Ihnen über Newton erzählt habe. Für jenen werten Leser, dem nun aufgefallen ist, daß die Aufrundung von 9,82 auf 10 viel markanter ist als die Schwankung zwischen 9,78 und 9,83, wird zur Beruhigung festgestellt: Das hat keinen Einfluss auf die ganze Geschichte, da dieser Rundungsfehler zu den jeweiligen Schwankungen aufaddiert werden muß.


Montag, 2. November 2009

Aus dem Archiv: DER GEHEIMNISUMWITTERTE CRXS

Es gibt ihn wirklich...

In der Märzausgabe berichtete Lizette, daß sich unsere Religionswissenschaftlerin E. Plemp in Papua-Neuguinea auf einer Expedition zur Erforschung des geheimnisumwitterten Crxs befände. Vor kurzem ist sie zurückgekehrt und legte der Redaktion folgendes zum Teil unfaßbares Material vor:

... Nach einem Marsch von etwa zwei Wochen durch die Urwälder am Fuße des Mount Wilhelm gelangten wir in eine von Schlingpflanzen überwucherte ziemlich verfallene Tempelanlage, die wir der Zeit der frühen Namie zuordneten, also etwa aus dem 5. Jhdt.a.D. Dort schlugen wir unser Lager auf. Ryan, unser Führer, warnte uns, hier nicht zu verweilen. Er war überzeugt, daß in den Ruinen ein böser Geist wohne, der Menschen fresse. Ich war mir aber sicher, daß damit höchstwahrscheinlich Crxs gemeint war und so blieben wir, worauf sich Ryan besoff.


Ich konnte schlecht schlafen. Das feucht-warme Klima setzte mir zu und Ryan tanzte, seltsame Reime lallend, ums Lagerfeuer herum. Ich starrte auf Ryan und sann, ob ich ihn erschießen sollte oder ob sich in unserer Ausrüstung irgendetwas vorfände, das sich als Oropax eignete.


Plötzlich vernahm ich ein donnerndes Brüllen, das mir durch Mark und Bein ging. Bäume und Büsche teilten sich mit lautem Knacken und Krächzen. Da war er mitten im Lager – Crxs.


Er sah genau so aus, wie auf der Zeichnung, die ich aus dem Buch von Sir Oliviére Laurelstone kannte, einem Wildbiologen aus dem vorigen Jahrhundert, der gegen Ende des 19. Jhdt´s. nach einem Aufenthalt in Papua-Neuguinea behauptet hatte, daß Einheimische von einem Monster berichteten, das einmal im Jahr aus dem Urwald käme, um sich einen Menschen zu holen. Da es schon oft das ganze Dorf bei der Suche nach einer geeigneten Person verwüstet hätte, wäre man übereingekommen, ihm in jener Nacht, jeweils den 15. März, ein Opfer zu präsentieren. Die Geopferten wären auf ewig verschwunden geblieben, was darauf hindeutete, daß er sie fräße. Aufgrund der Beschreibungen zeichnete Sir Oliviére Laurelston damals den Crxs, wie ihn die Eingeborenen nannten.




Crxs greift
das
Lager an ...











Leider gibt es jenes Dorf heute nicht mehr. Wir wußten lediglich, daß es sich hier irgendwo am Fuße des Mount Wilhelm befunden haben mußte. Damit war uns die Suche nach Crxs erschwert, weil wir nicht einfach am 15. März auf sein Erscheinen warten konnten.


In einem Reflex griff ich nach meiner Kamera und blitzte. Diese Aufnahme (s.o.) brachte mich in allerhöchste Lebensgefahr. Durch das grelle Licht irritiert stürzte sich Crxs brüllend und tobend auf mich. Ryan rettete mein Leben. Er stellte dem Monster geistesgegenwärtig ein Bein und bewarf ihn wie wild mit brennenden Holzscheiten. Beide, Ryan und Crxs, schrien und kreischten ohrenbetäubend. Ich flüchtete in der Zwischenzeit hinter einen dunklen Strauch und beobachtete. Es gelang Ryan tatsächlich, den Crxs in die Flucht zu schlagen. Vermutlich war dieser mit so einem Verhalten nicht vertraut und bekam es mit der Angst zu tun. Crxs stobte mit ebensolchem Geknacke, unter dem er gekommen war – das schnell leiser wurde und bald verschwand – hinaus in den Wald.

Ryan schoß immer noch Fackeln und schrie. Keiner von uns konnte diese Nacht noch schlafen. So saßen wir fassungslos und ohne ein Wort zu sprechen in der Mitte des Lagers zusammen. Wir bemühten uns, ein möglichst hohes Feuer zu nähren. Ryan war in Ohnmacht gefallen.


Crxs ist ein etwa sechs Meter großes affenähnliches, vermutlich höchst intelligentes, Wesen. Anzunehmen ist, daß es sich um jenen Crxs handelte, von dem auch schon vor hundert Jahren berichtet wurde. Damit hätten wir es hier mit einer Spezies zu tun, deren Lebenserwartung außergewöhnlich ist. Vielleicht ist er aber ein Nachfahre des damaligen Crxs. Dies bedeutete allerdings, daß es eine Crxs-Familie gibt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Crxs ein naher Verwandter des norwegischen Trolls. Vor allem die körperliche Ähnlichkeit ist auffallend. Ließen sich hierfür weitere Beweise erbringen, müßte man wohl die Geschichtsschreibung dahingehend ergänzen, daß die Wikinger Papua-Neuguinea entdeckt haben ...


Im Mai 1998 wird E. Plemp wieder nach Papua-Neuguinea reisen. Versehen mit geeigneterer Ausrüstung, Hochleistungsflammenwerfern und Feuerwehrsirenen, wird dann versucht, die Familiensituation von Crxs zu klären. Ebenso stellt sich die Frage, was er am liebsten frißt, weil er dabei nicht beobachtet werden konnte. Wir wissen nun, daß es den Crxs tatsächlich gibt, seine Person bleibt uns aber vorerst weiterhin geheimnisumwittert.


Sonntag, 1. November 2009

23.10.2014 - Fünf Jahre Gaudimax-Besetzung

Am 23.10.2014 jährt sich der Beginn der Gaudimax-Besetzung zum 5. Mal. Die Besatzer Marlies, Günter und Giesela, sowie ihre vier entzückenden Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren, laden recht herzlich zu einem Fest im großen Hörsal der Universität Veltliner ein. Die Veranstalter ersuchen um Mitnahme von selbstgemachten Salaten und Würstchen. Für die Getränke ist bereits gesorgt. Als Ehrengäste wurden Wenzel Feigmann, dzt. Vizesekretarits-Assistent bei der KASPINAG, und Dr. Tscho Henning, Kommissar, geladen.

Wie es zu der Besetzung kam:
Als sich die Abteilungen für Sorabistik, Onomastik, Afrikanistik, Christliche Archäologie, Keltologie, Tibetologie, Kristallographie und Diakoniewissenschaften nicht mehr in der Lage sahen, den Ansturm von NC-Flüchtlingen (der NC wurde von unseren Nachbarn in hinterhältiger Weise eingeführt; wir wissen nur, dass er Studenten ins Ausland vertreibt, wodurch man weniger Geld für den Ausbau von Universitäten braucht) zu bremsen, baten sie Dr. Henning, damals Wissenschaftsminister, um Hilfe. Henning setzte sich daraufhin mit Feigmann, damals noch Kompagnon von Dick (aus der Fernsehserie "Comedy Capers"), in Verbindung, um mit ihm die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Feigmann hatte ein Jahr vor dem Run auf die heimischen Universitäten in der langen Live-Show, Hohes Haus, unter anderem spontan beschlossen, die bis dahin geltenden Eintrittsgelder abzuschaffen. Dies führte dazu, dass die Universitäten wie ein Magnet auf Studenten aus aller Herren Länder wirkten, besonders aber auf die von unserem lieben Nachbarn und nächsten Verwandten.


Dick & Feigmann besuchen
das Gaudimax ...









Henning bat Feigmann, doch einfach wieder Eintritt zu verlangen. Feigmann lehnte das im Hinblick auf sein Publikum, das überwiegend aus Studenten bestand, ab. Sein Wort könne er nicht brechen, weil es bald wieder eine ganz große Show gäbe, wo er zusammen mit seinem Freund Michael Vamperl auftreten sollte. Man würde sie dort ausbuhen und mit faulen Tomaten bewerfen usw. Feigmann konnte das jedenfalls alles sehr plastisch und bildhaft ausmalen, sodass Henning ganz blass geworden sein soll. Alles könne er von ihm haben, flehte Feigmann, wenn es sein müsse, sogar den Kommissar, nur das Eine eben nicht. Kein Eintrittsgeld, denn das wäre so peinlich.

Die Rektoren der betroffenen Fakultäten schlugen schließlich Zugangsbeschränkungen vor. Henning und Feigmann willigten ein. Ob Feigmann Dick gefragt hat, ist nicht überliefert, aber dieser war seinerzeit auch nur Kassier der ganzen Truppe, neben seiner zweiten Hauptrolle in der Show.

Die Rektoren waren zufrieden und ließen niemanden mehr rein.

Die Revolution


Die Rektoren setzten den Notfallsparagraphen um und beschränkten die Anzahl der Studenten auf ein bewältigbares Maß.


Der Facebook-User Peter Krempling, der schon mit seiner Krempling-Box auf www.peter-krempling.at für Furore sorgte (nur dadurch konnte folgende erschütternde Wahrheit über K.H.Pfennigfuxer (KHP™) aufgedeckt werden: Er wechselt seine U-Hose nicht täglich, was zu einem denkwürdigen U-Ausschuss führte), erinnerte sich an seine Studentenzeit Ende der 60-er-Jahre des vorigen Jahrhunderts und überlegte, dass jetzt wieder die Zeit der Notdurft gekommen sei. In Windeseile verbreitete sich sein Aufruf zur Besetzung des Gaudimax wie ein Lauffeuer. Andere Facebook-User, besonders jene Studenten, die ihr Studium durch die Nutzung von Facebook vertieften, was naturgemäß zu mehr Aufwand und daher zu längerem Studium führte, waren sofort dabei. Es gelang ihnen, auch jene deutschen NC-Flüchtlinge zu mobiliseren, die man abgewiesen hatte. Ferner wurden noch ein paar ÖGB-Funktionäre angesprochen, die Caritas, Greenpeace und amnesty international.

Am 23.10.2009 entschloss man sich dann, den Großen Hörsal der Uni Veltliner, das Gaudimax, zu besetzen. Mit Live-Musik und einer spontan eingerichteten Volksbar protestierte man gegen den Bildungsabbau, gegen Leistungsdruck und für mehr Geld, für den Weltfrieden und gegen den Klimawandel, gegen Rassismus und Chauvinismus, gegen Heterosexualität und für Gratisbier usw. Jedenfalls gegen und für einfach alles, was sich schon lange aufgestaut hatte, nicht zuletzt deswegen, weil all diese Themen von Politik und Medien gänzlich totgeschwiegen wurden. Man setzte damit ein Zeichen gegen den neoliberalen Mainstream, der die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital zur obersten Ma(r)xime erklärt hatte.

Die Rektoren verschwanden hinter Tapetentüren.

Feigmann solidarisierte sich mit den Rebellen. Mit Wehmut erinnerte er an seine eigene Jugend, in der es noch keine freie Bildung (Abschaffung sämtlicher Prüfungen und Volksdoktorat) gegeben hatte, wodurch er selbst daran gehindert wurde, sein Hochschulstudium abzuschließen. Er erklärte Dr. Henning zum Hauptverantwortlichen dafür, dass nun die Unis nur noch reichen ausbeuterischen Kapitalisten und degenerierten Adelssprösslingen zugänglich sein soll. Ebenso schwimme der Kassier, Dick, sinnlos in den Milliarden herum, wie Dagobert Duck, der Ebenezer Scrooge von Entenhausen (weshalb Feigmann sich auch das Quaken bei sämtlichen Live-Auftritten verbeten hatte).

Diese denkwürdige Ansprache löste einen Sturm der Entrüstung aus, der als Oktoberrevolution in die Annalen der Stadtgeschichte von Veltlin einging.

Dr. Henning versuchte noch einmal die Wogen zu glätten, indem er 60 Mio Euro in unmarkierten Hunderterscheinen in die aufgebrachte Menge der Revoluzzer warf. Diese Großtat ließ jedoch die Situation erst recht eskalieren, weil man diesen Betrag als Almosen und Hennings Worte "Losst's mi in Ruah" als zutiefst beleidigend empfand. Man hat sich von Dr. Henning vielmehr erwartet, dass er erklärt, was man mit dem Geld tun soll (die Ratlosigkeit führte dazu, dass mehrere Kisten Dynamit, ein Lastwagen voll Schnaps und der Kleine-Schwarze am Graben gekauft wurden). Dann wurden sämtliche Universitäten in Ösiland in die Luft gesprengt und das Gaudimax dauerhaft als Titelvergabe-Amt umfunktioniert, völlig formlos natürlich. Seither kann sich jeder dort ganz unkompliziert einen Doktortitel holen. Dazu muss man sich nur mit Namen und Adresse in eine Liste eintragen und bekommt schon nach wenigen Tagen eine Urkunde zugesendet.

Zur Zeit diskutiert man, ob es nicht eine Altersbegrenzung geben sollte, da viele Eltern bereits mit Kleinkindern vorstellig wurden. So werden die Kindergärten fast nur mehr ausschließlich von Doktoren besucht, worüber sich die OECD, die in regelmäßigen Abständen mit der Studie "Bildung auf einen Blick" die Akademikerquoten ihrer Mitgliedsländer ermittelt, beschwert hat mit dem Hinweis darauf, dass man nicht beständig Äpfel mit Birnen vergleichen könne, weil in anderen Ländern nicht jede Ausbildung als akademisch eingestuft werde. Das sei wettbewerbsverzerrend, hieß es und man überlege, ob Ösiland in Zukunft von der Teilnahme ausgeschlossen werden soll.

Dr. Henning flüchtete unmittelbar danach, als die tobende Menge nach den Hunderterscheinen griff und wurde Kommissar in Belgien, wo er seither auf den Spuren von Hercule Poirot wandelt.

Das ist in groben Umrissen die ganze Geschichte der Gaudimax-Revolte. Marlies, Günter und Giesela sind die letzten drei Besatzer, die von Anfang an durchhielten. Sie verließen das Gebäude seit 5 Jahren nicht mehr.

Lizette gratuliert zum Jahrestag und wird in einer der nächsten Ausgaben exklusiv von der Feier berichten.