Sonntag, 1. November 2009

23.10.2014 - Fünf Jahre Gaudimax-Besetzung

Am 23.10.2014 jährt sich der Beginn der Gaudimax-Besetzung zum 5. Mal. Die Besatzer Marlies, Günter und Giesela, sowie ihre vier entzückenden Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren, laden recht herzlich zu einem Fest im großen Hörsal der Universität Veltliner ein. Die Veranstalter ersuchen um Mitnahme von selbstgemachten Salaten und Würstchen. Für die Getränke ist bereits gesorgt. Als Ehrengäste wurden Wenzel Feigmann, dzt. Vizesekretarits-Assistent bei der KASPINAG, und Dr. Tscho Henning, Kommissar, geladen.

Wie es zu der Besetzung kam:
Als sich die Abteilungen für Sorabistik, Onomastik, Afrikanistik, Christliche Archäologie, Keltologie, Tibetologie, Kristallographie und Diakoniewissenschaften nicht mehr in der Lage sahen, den Ansturm von NC-Flüchtlingen (der NC wurde von unseren Nachbarn in hinterhältiger Weise eingeführt; wir wissen nur, dass er Studenten ins Ausland vertreibt, wodurch man weniger Geld für den Ausbau von Universitäten braucht) zu bremsen, baten sie Dr. Henning, damals Wissenschaftsminister, um Hilfe. Henning setzte sich daraufhin mit Feigmann, damals noch Kompagnon von Dick (aus der Fernsehserie "Comedy Capers"), in Verbindung, um mit ihm die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Feigmann hatte ein Jahr vor dem Run auf die heimischen Universitäten in der langen Live-Show, Hohes Haus, unter anderem spontan beschlossen, die bis dahin geltenden Eintrittsgelder abzuschaffen. Dies führte dazu, dass die Universitäten wie ein Magnet auf Studenten aus aller Herren Länder wirkten, besonders aber auf die von unserem lieben Nachbarn und nächsten Verwandten.


Dick & Feigmann besuchen
das Gaudimax ...









Henning bat Feigmann, doch einfach wieder Eintritt zu verlangen. Feigmann lehnte das im Hinblick auf sein Publikum, das überwiegend aus Studenten bestand, ab. Sein Wort könne er nicht brechen, weil es bald wieder eine ganz große Show gäbe, wo er zusammen mit seinem Freund Michael Vamperl auftreten sollte. Man würde sie dort ausbuhen und mit faulen Tomaten bewerfen usw. Feigmann konnte das jedenfalls alles sehr plastisch und bildhaft ausmalen, sodass Henning ganz blass geworden sein soll. Alles könne er von ihm haben, flehte Feigmann, wenn es sein müsse, sogar den Kommissar, nur das Eine eben nicht. Kein Eintrittsgeld, denn das wäre so peinlich.

Die Rektoren der betroffenen Fakultäten schlugen schließlich Zugangsbeschränkungen vor. Henning und Feigmann willigten ein. Ob Feigmann Dick gefragt hat, ist nicht überliefert, aber dieser war seinerzeit auch nur Kassier der ganzen Truppe, neben seiner zweiten Hauptrolle in der Show.

Die Rektoren waren zufrieden und ließen niemanden mehr rein.

Die Revolution


Die Rektoren setzten den Notfallsparagraphen um und beschränkten die Anzahl der Studenten auf ein bewältigbares Maß.


Der Facebook-User Peter Krempling, der schon mit seiner Krempling-Box auf www.peter-krempling.at für Furore sorgte (nur dadurch konnte folgende erschütternde Wahrheit über K.H.Pfennigfuxer (KHP™) aufgedeckt werden: Er wechselt seine U-Hose nicht täglich, was zu einem denkwürdigen U-Ausschuss führte), erinnerte sich an seine Studentenzeit Ende der 60-er-Jahre des vorigen Jahrhunderts und überlegte, dass jetzt wieder die Zeit der Notdurft gekommen sei. In Windeseile verbreitete sich sein Aufruf zur Besetzung des Gaudimax wie ein Lauffeuer. Andere Facebook-User, besonders jene Studenten, die ihr Studium durch die Nutzung von Facebook vertieften, was naturgemäß zu mehr Aufwand und daher zu längerem Studium führte, waren sofort dabei. Es gelang ihnen, auch jene deutschen NC-Flüchtlinge zu mobiliseren, die man abgewiesen hatte. Ferner wurden noch ein paar ÖGB-Funktionäre angesprochen, die Caritas, Greenpeace und amnesty international.

Am 23.10.2009 entschloss man sich dann, den Großen Hörsal der Uni Veltliner, das Gaudimax, zu besetzen. Mit Live-Musik und einer spontan eingerichteten Volksbar protestierte man gegen den Bildungsabbau, gegen Leistungsdruck und für mehr Geld, für den Weltfrieden und gegen den Klimawandel, gegen Rassismus und Chauvinismus, gegen Heterosexualität und für Gratisbier usw. Jedenfalls gegen und für einfach alles, was sich schon lange aufgestaut hatte, nicht zuletzt deswegen, weil all diese Themen von Politik und Medien gänzlich totgeschwiegen wurden. Man setzte damit ein Zeichen gegen den neoliberalen Mainstream, der die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital zur obersten Ma(r)xime erklärt hatte.

Die Rektoren verschwanden hinter Tapetentüren.

Feigmann solidarisierte sich mit den Rebellen. Mit Wehmut erinnerte er an seine eigene Jugend, in der es noch keine freie Bildung (Abschaffung sämtlicher Prüfungen und Volksdoktorat) gegeben hatte, wodurch er selbst daran gehindert wurde, sein Hochschulstudium abzuschließen. Er erklärte Dr. Henning zum Hauptverantwortlichen dafür, dass nun die Unis nur noch reichen ausbeuterischen Kapitalisten und degenerierten Adelssprösslingen zugänglich sein soll. Ebenso schwimme der Kassier, Dick, sinnlos in den Milliarden herum, wie Dagobert Duck, der Ebenezer Scrooge von Entenhausen (weshalb Feigmann sich auch das Quaken bei sämtlichen Live-Auftritten verbeten hatte).

Diese denkwürdige Ansprache löste einen Sturm der Entrüstung aus, der als Oktoberrevolution in die Annalen der Stadtgeschichte von Veltlin einging.

Dr. Henning versuchte noch einmal die Wogen zu glätten, indem er 60 Mio Euro in unmarkierten Hunderterscheinen in die aufgebrachte Menge der Revoluzzer warf. Diese Großtat ließ jedoch die Situation erst recht eskalieren, weil man diesen Betrag als Almosen und Hennings Worte "Losst's mi in Ruah" als zutiefst beleidigend empfand. Man hat sich von Dr. Henning vielmehr erwartet, dass er erklärt, was man mit dem Geld tun soll (die Ratlosigkeit führte dazu, dass mehrere Kisten Dynamit, ein Lastwagen voll Schnaps und der Kleine-Schwarze am Graben gekauft wurden). Dann wurden sämtliche Universitäten in Ösiland in die Luft gesprengt und das Gaudimax dauerhaft als Titelvergabe-Amt umfunktioniert, völlig formlos natürlich. Seither kann sich jeder dort ganz unkompliziert einen Doktortitel holen. Dazu muss man sich nur mit Namen und Adresse in eine Liste eintragen und bekommt schon nach wenigen Tagen eine Urkunde zugesendet.

Zur Zeit diskutiert man, ob es nicht eine Altersbegrenzung geben sollte, da viele Eltern bereits mit Kleinkindern vorstellig wurden. So werden die Kindergärten fast nur mehr ausschließlich von Doktoren besucht, worüber sich die OECD, die in regelmäßigen Abständen mit der Studie "Bildung auf einen Blick" die Akademikerquoten ihrer Mitgliedsländer ermittelt, beschwert hat mit dem Hinweis darauf, dass man nicht beständig Äpfel mit Birnen vergleichen könne, weil in anderen Ländern nicht jede Ausbildung als akademisch eingestuft werde. Das sei wettbewerbsverzerrend, hieß es und man überlege, ob Ösiland in Zukunft von der Teilnahme ausgeschlossen werden soll.

Dr. Henning flüchtete unmittelbar danach, als die tobende Menge nach den Hunderterscheinen griff und wurde Kommissar in Belgien, wo er seither auf den Spuren von Hercule Poirot wandelt.

Das ist in groben Umrissen die ganze Geschichte der Gaudimax-Revolte. Marlies, Günter und Giesela sind die letzten drei Besatzer, die von Anfang an durchhielten. Sie verließen das Gebäude seit 5 Jahren nicht mehr.

Lizette gratuliert zum Jahrestag und wird in einer der nächsten Ausgaben exklusiv von der Feier berichten.

5 Kommentare:

  1. wassermelonenfresser1. November 2009 um 13:19

    Ihre Produktivität ist phänomenal. Ich komm ja mit dem Lesen nicht nach! Aber hier kommt wirklich der Humor nicht zu kurz. Das ist kostbar! Wassi.

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  2. Servus Elisabeth

    Einfach herrlich!

    Wenn Du Zeit hast, koenntest Du mir vielleicht schreiben, wie Du diesen Blog erstellt hast. Ich bin leider medientechnisch nicht sehr versiert.

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  3. Hallo Leo!
    Oben im blauen Balken findest du "Blog erstellen". Du brauchst dich nur mal mit deiner vorhand. Email-Adresse und einem neuen Passwort anmelden. Dann kannst du dir den Namen überlegen und musst halt durch das Menü. Da ist auch schon die äußere Form des Blogs festzulegen, die man später aber noch ändern kann.
    Und los gehts. Natürlich gibt es ein paar Feinheiten. Wenn ich dir helfen kann, gerne.

    Erstelle einfach unter "Neuer Post" deinen Beitrag - Voransicht nützten - abspeichern und veröffentlichen. Schon ist er online.
    Einfach probieren. Da kann nichts schiefgehen. Gutes Gelingen!

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  4. Selten so gelacht - genialer Text ;)

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